|
||||||
Letzte Änderung am |
||||||
Rückblick Mountainbike - Alta Rezia |
||||||
Datum | Art und Ort der Veranstaltung | Details | ||||
02 - 05. Juli 2009 |
Rund um Livigno/Val Müstair |
|||||
Detailkarte Livigno mit geplanten Routen 1: 50 tsd Karte: Ausschnitt aus „© 2009 swisstopo (JD072662)“mit freundlicher Genehmigung des Verlags http://www.swisstopo.ch/
|
![]() |
|||||
Teilnehmer: Ingfried Mai, Bernd Zeeb, Jürgen Thomann, Ferdinand Gündner Bericht:Hans Hinderer/Tourenführung Anreise Donnerstag 2.7.09 (Ingfried+Hans aus Salem, Ferdi+Jürgen aus Bad Säckingen) Ankunft am Hotel ca. 20 Uhr Anreise Freitag 3.7.09 Bernd Zeeb aus Mühlhofen Ankunft 8.30 am Hotel Stelvio Nach problemloser Anfahrt abgesehen von meiner wirklich üblen Übelkeit nach dem Flüelapass+Ofenpass und Ankunft gegen 20 Uhr bezogen Ingfried und ich schon mal das reservierte 4 Bett-Zimmer im Hotel Stelvio in Santa Maria. Während des anschließenden Pasta-Abendessens stellte sich heraus, daß die vom Hotel Stelvio auf seiner website herausgestrichene Kompetenz in Sachen Mountainbiking jedenfalls an diesem Abend nicht abrufbar war: Der Kellner reagierte auf entsprechende Fragen verständnislos. Egal, wir waren müde und die Bad Säckinger inzwischen auch angekommen: Schlafengehen vor der schweren Tour morgen war angesagt. Mit Schlafen war bei mir allerdings nicht viel zu machen, ich lag die Nacht weitestgehend wach und lauschte den Kirchenglocken zu jeder Viertelstunde. Am Morgen galt natürlich der erste Blick dem Wetter, denn die Vorhersage für die Tourtage war ziemlich wechselhaft und einige Wolken zogen auch schon über die südlich des Val Müstair verlaufende Bergkette vom Umbrailpass her. Egal, nach dem allgemeinen Aufwärmen mittels Kaffee und letztem Biketuning / Knackgeräuschbekämpfung an Jürgens Pedalen beluden wir den Shuttlebus und waren um 9 Uhr auf der Strecke, noch ohne Schweißverlust, Richtung Umbrailpass. Übrigens ohne einen bikekundigen Menschen im Hotel Stelvio angetroffen zu haben und nachdem wir 256 Franken mühsam an die Frau (Kellnerin) gebracht hatten. Dann wurde es ernst: Von der Paßhöhe führt ein Trail Richtung Westen, z.T. ausgesetzt und steil am Südhang über 3,5 km und 220 Hm bis zur Bocchetta di Forcola, einem Grat der auf 2770m Höhe im 1.Weltkrieg von den Italienern zum militärischen Stützpunkt ausgebaut wurde um das Gebiet hin zum Stilfser Joch per Kanonenbeschuss zu kontrollieren. Der Puls geht gleich mal richtig hoch auf dem Trail und nach gut 40 Minuten sind wir oben. Spätestens hier kommen mit den phänomenalen Ausblicken auch die problematischen Umstände der Tour zum Vorschein: Schneefelder, instabile Wetterverhältnisse und der leistungsmindernde Einfluß der Höhe. Nach kurzem Aufenthalt mit Rundumblick und frischem Luftzug geht es ca. 250 Hm bergab in eine Senke Richtung Lago de Fraele wobei die ersten Schneefelder zu durchqueren sind (schieben, nasse Füße kriegen,…). Dann geht es wieder 250 Hm aufwärts Richtung Süden, meist schiebend, bis eine ca. 2,50m breite Natursteinstrasse erreicht wird. Der Regen hatte sich noch mal zurückgehalten und so können wir die folgende Abfahrt über 800 Hm und 9 km genießen, jedenfalls die erste Etappe auf der breiten Militärstrasse, die sich in angenehm zu fahrenden Schwüngen und mit phantastischen Blicken hinunterwindet, Schneefelddurchquerungen inclusive. Die Flora besticht mit kleinen Blümchen in allen Farben, grünen Matten und Flechten auf den Felsen, Murmeltiere und ein Adler (o.ä.) begleiten uns bergab. Dann wird es ungemütlicher: Nach einer verfallenen Alm geht der bis dato breite Weg in einen schmalen Pfad über, der sich an die richtig steile Felswand zu klammern scheint. Der Blick hinunter ist schon speziell, der Pfad stellenweise weniger als handtuchbreit. Aber der einsetzende Regen treibt uns runter, winzig klein sind im Tal ein paar Biker zu sehen die es offenbar geschafft haben heil runterzukommen. Fast unten angekommen treffen wir auf einen Bautrupp, der tatsächlich dabei ist den Pfad instandzusetzen, Hut ab! Diese sehr bikerfreundliche Grundhaltung treffen wir noch öfter an im Alta Rezia, da fühlt man sich als Radler willkommen. Nach kurzem Gegenanstieg und mit dem einsetzenden Regen treffen wir am Lago Cancano auf ca. 1950m Höhe ein und beschließen eine Rast im Gasthof zu machen. Eine gute Stunde später sind wir dank Gemüsesuppe und reichlich Spaghetti satt, die Apfelschorlehumpen sind leer und die Sonne scheint: optimal! Zusammen mit einer anderen 5-Mann MTB Gruppe steigen wir wieder auf unsere Bikes und fahren runter zur Staumauer, überqueren den Lago Cancano auf dieser und nach kurzem Anstieg sind wir auf der Serpentinenstraße bergab Richtung Bormio. Diese verlassen wir in einer der ersten Kehren auf 1870m Höhe um die nächsten 10 km auf exakt dieser Höhe eine gemütliche Panorama-Verdauungsfahrt Richtung Westen zu machen. Schließlich biegt der Höhenweg nach Süden ab und wir erreichen Arnoga bei der Schlittenhundestation wo die armen Viecher zu Dutzenden an kurzen Leinen auf den nächsten Winter warten… Noch schnell die Reifen für die längere Asphaltetappe aufgepumpt und es geht konstant bergauf, überholt von jeder Menge Autos, Sattelzügen ohne Auflieger und Motorrädern bis zum Foscagnopass, den wir nach 40 Minuten und 7 km erreichen, jedenfalls Bernd und ich, während die anderen schon am Paß = Zollstation warten. Hier auf 2300m Höhe beginnt die zollfreie Zone von Livigno, deshalb der Zoll und der hektische LKW-Verkehr zur steuerfreien Tankstelle weiter unten in Trepalle. Langsam geht uns das Wasser aus, es gibt hier oben keinen Kiosk und keinen Wasserhahn aber wir müssen noch bis Trepalle auf 2040m runterfahren, alles auf der Straße, um in einem der zollfreien Schnaps- und Zigarettenläden Wasser zu kaufen. Es folgt der letzte Anstieg an diesem Tourtag, auf der Straße zum Eirapass auf 2220m bevor der Bikepark-Downhill von Livigno (WM-Strecke von 2005) beginnt. Wir entscheiden uns angesichts der Streckenführung und unserer z.T. +8 kg schweren Rucksäcke für die Chicken-Variante und selbst die zwingt den einen oder anderen mal aus dem Sattel und vom Bike runter. Anliegerkurven und Rampen, dann ein steiler Schotterweg bis zur Talstation des Mottolinolifts und wir sind in Livigno auf 1840m und nach knapp viereinhalb Stunden Nettofahrzeit finden wir das Hotel Valeria mitten in der ziemlich belebten Fußgängerzone. Bilanz laut Garmin Edge: 1170 Höhenmeter, 1800m Abstieg. Bilanz gefühlt: Deutlich mehr! Wahrscheinlich die Höhe, jedenfalls geht es mir an allen drei Tagen ähnlich, die gefahrenen Höhenmeter fühlen sich nach mehr an! Das Hotel Valeria entpuppt sich schnell als richtig gute Wahl (die Suche nach Hotelbewertungen in Userportalen hat sich insofern bewährt), denn sowohl die Chefin Valeria selber als auch die Zimmer und die Lage sind für uns optimal; „was Sie wolle“ wird zum Motto bei der Nahrungsaufnahme die ruhig mal 4 oder 5 Gänge frei wählbar aus der Karte umfassen darf. Die Entscheidung für Halbpension fällt also einstimmig, die 50 Euro pro Nacht und Biker sind gut angelegt. Nach dem Essen teilt sich unsere Gruppe in Schläfer und Nachtschwärmer, die Nacht paßt für alle. Nächster Morgen: wolkenloser Himmel um halb sieben Uhr. Wir frühstücken vor der eigentlichen Frühstückszeit des Hotels (Danke Valeria) und sind um halb 9 auf den Bikes, die Talstation des Mottolinolifts anpeilend. Die Alternative wäre eine längere Schiebestrecke auf Schotter oder 300 Hm Asphalt neben den Autos her, beides wenig attraktiv. Um 9 öffnet der Lift, wir sind die ersten Kunden und kurz darauf schon oberhalb des Eirapasses, nehmen die Anliegerkurven der Downhillstrecke zum Paß und fahren zuerst parallel zur Straße dann ein kurzes Stück auf der Straße bergab bis zum Beginn des Tracks Richtung Passo Trela, auf ca. 1970m ganz bis zum Bachbett runter und in der Folge teilweise steil schiebend auf dem speziellen MTB-Trail Richtung Osten. Das Valle Trela ist einsam und baumlos, mit immer mehr Ausblicken je näher wir der Paßhöhe kommen. Diese ist nach Schneefelddurchquerung und einer (für das Tier) beinahe fatalen Begegnung Ingfrieds mit einem Murmel nach über 300 Hm und ca. 45 Minuten erreicht auf 2300m. Jetzt beginnt eine der besten Trailabfahrten dieser Tour runter zur Alm Malga Trela, die im Schnittpunkt von 4 Tälern liegt und somit einen phantastischen Rundblick in weitgehend unberührte Natur eröffnet. Klar machen wir Rast und gönnen uns Kaffee / Wasser bevor wir die Schotterabfahrt zum Lago de Fraele runterfahren, mit Jeep-Gegenverkehr und einigen Wanderern die heute Samstag unterwegs sind. Wir halten uns rechts und umfahren den See bis zur Staumauer, unterwegs gibt es ein paar Gaststätten. Der Wasserspiegel ist ziemlich niedrig im Vergleich zu unserem letzten Aufenthalt hier in 2005, und die Bedienung im Refugio Fraele hat auch gewechselt, leider… In der Sonne vor dem Refugio bei einem Getränk und Kuchen läßt es sich gut leben, zumal solange wir nichts vom Plattfuß wissen an Ingfrieds Bike also Schlauch gewechselt und weiter. Wir umfahren den Lago im Gegenzeigersinn fast eben bis zum Einstieg in den Weg zum Passo Alpisella. Es fahren einige Biker den Paß herunter uns entgegen, überholt werden wir (natürlich) nicht. Der Alpisellapass ist knapp 2300m hoch, wir brauchen vom See aus 50 Minuten für den knapp 5 km langen Anstieg der im Prinzip gut fahrbar ist aber momentan im oberen Teil durch meterhohe Schneefelder zum Schieben / Tragen zwingt. Oben am kleinen See schwimmt ein veritabler Eisberg im glasklaren Wasser und zeigt uns seine Unterwasserausmaße: Wir verstehen den Untergang der Titanic ab sofort besser… Die Abfahrt zum Lago de Livigno ist zunächst ziemlich steil und auch im bewaldeten Teil a weng ruppig. Erst nach Überquerung des Bachbetts auf einer schmalen Brücke wird der Weg bequem, wenn auch teilweise an der Steilwand klebend. Noch ein paar locker zu fahrende Schleifen bergab und wir sind am See inmitten eines Picknick- und Freizeitareals. Eigentlich könnte ja jetzt die Tagestour mit einem Bierchen abgeschlossen werden, aber zumindest Jürgen hat noch nicht genug: Schließlich ist es erst 14 Uhr, bestes Bikewetter und die kalkulierten Höhenmeter noch nicht erreicht, geht also nicht anders: Wir lassen Bierchen und die zahlreichen italienischen Familien rechts liegen und peilen einen Tour-Nachschlag in Form der Federíarunde an. Die Tracks auf meinem Garmin erweisen sich als ziemlich genau, der Einstieg in das Federíatal ist leicht gefunden aber jetzt kommt der Hunger für all diejenigen unter uns, die nicht kiloweise Müsliriegel dabeihaben und pro 100 Höhenmeter einen solchen vertilgen… Am Anfang des Trails steht praktischerweise ein Gasthof, der noch praktischer heute erst wieder geöffnet hat und uns Pasta serviert mit (jetzt doch) Bierchen soweit gewünscht. Um unsere 1350 Hm zu komplettieren fahren wir ohne den knieschmerzgeplagten Bernd das liebliche Tal aufwärts bis der Track sagt: „jetzt kurz bergauf und dann zurück“. Da der Aufstiegstrail gutes Abfahrtsvergnügen versprach verzichteten wir auf diesen Vorschlag und nahmen den Aufstiegsweg auch zurück und es kam tatsächlich ein guter Flow auf, endend in Livigno-typischem extrabreiten Radweg bis ins Zentrum, nix kombinierter Fußgänger-/ Radweg wie bei Muttern zuhause. Nach 35 km sind wir zurück im Hotel, während Bernd noch mit einem Eisbecher in der Fußgängerzone Livignos sein Knie kühlt… Der Halbpensionsgeprägte Abend endet wieder wie der gestrige: Auf gemeinschaftliches Ausloten der Speisekarte mithilfe von Valeria („was Sie wolle“) und ausführliches Testen der neuen Kamera von Ferdi (zollfrei + Megapixel ohne Ende!) folgt die Aufteilung in Schläfergruppe und Discogruppe, wie gehabt. Der dritte und letzte Tourentag würde nicht leicht werden, das war klar als wir die Rucksäcke wieder mit dem vollen Gewicht spüren und die Bewölkung den zuvor knallblauen Himmel eintrübt. Wir hatten uns zuvor entschieden, nicht den Alpisella sondern wieder den Trelapass für die erste Auffahrt zu nehmen, der Alpisella mit vollem Rucksack von Westen her machte uns nicht an… Diesmal probierten wir eine etwas andere Variante als Einstieg ins Val Trela: Der bewährte Mottolino-Lift, dann bis zur Tankstelle in Trepalle auf Asphalt, hinter der Tankstelle war der Einstieg in einen gut fahrbaren Trail den wir schon am Ankunftstag von der Straße aus gesehen hatten. Zwar ohne GPS-Track aber leicht zu finden mündet er nach ca. der Hälfte des 5 km langen Aufstiegs im Bachbett des Val Trela auf den anderen Trail (den wir gestern fuhren), just vor der steilen Rampe, na ja… jedenfalls ist diese Variante interessanter und spart ca. 70 Höhenmeter verglichen mit der gestrigen. An der Alm Malga Trela füllen wir heute nur die Wasserflaschen auf und machen uns auf den Weg runter zum Lago de Fraele, heute ist die für Jeepverkehr relativ steile Schotterpiste weniger bevölkert wie gestern, wahrscheinlich aufgrund des instabilen Wetters. Der Lago war dann im Uhrzeigersinn ein Stück zu umrunden; am westlichen Ende kamen wir noch vor 11 Uhr an und nach kurzer Riegel- bzw. Sandwichpause (Dank an Valeria „was Sie wolle“) und mit einigen Regentröpfchen auf den Jacken fuhren wir in Richtung Nordwesten, über den Abzweig zum Val Mora hinaus im Acqua del Gallo auf den äußersten östlichen Zipfel des Lago de Livigno zu. Der Trail ist sehr spannend, nach Überquerung des Bachbetts (tiefster Punkt ca. 1840m) teilweise recht anspruchsvoll weil ausgesetzt und in steilen Serpentinen verlaufend über insgesamt 10 km bis zum Einstieg in den Passo Gallo. Dieser hat es in sich, es sind zwar „nur“ 400 Hm zu überwinden, aber nachdem die Serpentinen und die bewaldete Zone geschafft sind bei der verfallenen Alpe del Gallo und der Untergrund dann aus weichem Grasboden besteht zehrt der Paß ganz ordentlich an unseren Kräften. Schließlich kommen wir nach über einer Stunde am unbewohnten alten Zollhaus an wo sich der Weg zum Ofenpass trennt vom Trail runter ins Val Mora. Wir warten kurz die Entwicklung des Wetters ab, es regnet leicht und von Westen schiebt auch nichts gutes nach… aber meine Pflichthinweise (als Guide) schrecken keinen so richtig ab, der Hunger auf knifflige Trails ist stärker als die Aussicht auf mögliche Schiebepassagen bergab. Diese folgen denn auch, nach Passieren der höchsten Stelle des heutigen Tages mit 2332m geht es ziemlich ruppig und grobschottrig runter ins Val Mora aber der letzte Teil bringt dann wieder schönen Flow bis zur Alp Mora. Letzte Einkehr der Tour und erste Wasserstelle seit Stunden! Es will einfach nicht so richtig regnen, nicht einmal die Tatsache daß wir Regenklamotten überziehen kann den Regen provozieren. Kaffee und Kuchen stärken uns für die letzten 180 Hm und ca. 7 km bis Döss Radond auf 2234m wo wir tatsächlich noch ein Fotoshooting machen können von der ganzen Gruppe dank hilfreicher Bikerkollegen die dort oben rasten. Jetzt geht es nur noch bergab, das ist uns bewußt und so gestaltet sich die Abfahrt über 800 Hm bis Santa Maria bei zunehmend sonnigem und heißen Wetter entspannt aber flott, am Ende erreichen wir für MTB Verhältnisse atemberaubende Geschwindigkeiten von über 70 Km/h auf dem asphaltierten Radweg nach Santa Maria. Wir erreichen den Parkplatz gegen 15 Uhr in brütender Hitze, alle unverletzt und zufrieden mit 3 superschönen Biketagen in der optimalen Bikeregion Alta Rezia: Wir kommen wieder!
|